Interview: Einblick in den Beruf des Grafikdesigners

 

Dario Orlando
Inhaber, Creative Direction bei Newsign GmbH

 

Vor einigen Wochen hatte ich das grosse Vergnügen, einen neugierigen Zweitklässler bei seinem Schulprojekt zu unterstützen. Für eine Präsentation vor seiner Klasse stellte er mir spannende Fragen zu meinem Beruf als Grafikdesigner. Fragen, die ich sehr gerne beantwortet habe.

Gerne teile ich das Interview mit Ihnen und erläutere, was meinen Arbeitsalltag als Grafikdesigner und Geschäftsinhaber ausmacht.

 

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Meine Hauptaufgaben bestehen aus der Konzeption, Gestaltung und Umsetzung verschiedenster Designprojekte. Dazu gehören die Entwicklung von Corporate Designs (z.B. Logodesign, Geschäftsdrucksachen, Beschriftungen für Gebäude und Fahrzeuge), Printmedien, Webdesign sowie Verpackungsdesign. Dabei arbeite ich überwiegend mit der Adobe Creative Suite am Computer. Gelegentlich zeichne oder skizziere ich, allerdings nimmt das heutzutage weniger Raum ein. Auch Aufgaben wie das Anpassen bestehender Designs oder das Umsetzen von Korrekturen gehören zu meinem Arbeitsalltag.

Neben der kreativen Arbeit fallen zahlreiche organisatorische und administrative Tätigkeiten an. Dazu zählen Besprechungen mit meiner Mitarbeiterin oder mit Partnerfirmen, die Planung und Koordination laufender Projekte sowie der tägliche Kontakt mit Kunden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist das Erstellen von Offerten und Rechnungen.

Nicht zuletzt lege ich grossen Wert darauf, mich stetig weiterzubilden und neue Fähigkeiten zu erlernen – ein essenzieller Bestandteil dieses Berufs.

Was macht diesen Beruf besonders?

Für Menschen, die gerne gestalten und ihre Kreativität ausleben möchten, ist dieser Beruf ein wahr gewordener Traum. Für mich fühlt sich meine Arbeit nicht wie Arbeit an – vielmehr ist sie eine Leidenschaft, die ich mit grosser Freude ausübe. Jede Aufgabe ist einzigartig, da ich mich immer wieder in neue Branchen und Themenfelder einarbeiten darf. Dieser ständige Lernprozess macht die Tätigkeit unglaublich spannend.

Welche Vorteile bietet dieser Beruf?

Die Ergebnisse meiner Arbeit sind oft öffentlich sichtbar – sei es online, in Printmedien oder als Markenauftritt. Diese Werke bleiben oft viele Jahre bestehen. Ein besonderes Highlight war für mich die Neugestaltung des visuellen Auftritts für «Em Bebbi sy Jazz», die grösste eintägige Jazz-Veranstaltung der Welt. Meine Designs in der Öffentlichkeit zu sehen, erfüllt mich mit Stolz und ist eine der schönsten Belohnungen für meine Arbeit.

Gibt es auch Nachteile?

Die Branche kann sehr stressig sein, insbesondere durch enge Deadlines und den hohen Koordinationsaufwand, wenn mehrere Parteien an einem Projekt beteiligt sind.

Zudem hat die Digitalisierung den Beruf stark verändert. Zahlreiche Online-Tools und Vorlagen ermöglichen es, Designs schnell und kostengünstig zu erstellen. Mit der zunehmenden Verbreitung von KI-gestützten Designlösungen wird dieser Trend noch verstärkt. Oft sehe ich mich in Gesprächen mit potenziellen Kunden damit konfrontiert, zu erklären, warum die Zusammenarbeit mit einem professionellen Grafikdesigner einen Unterschied macht – besonders in einer Zeit, in der vieles scheinbar einfach selbst gemacht werden kann.

Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Schon als Kind habe ich gerne gezeichnet und gestaltet. Mein Zeichnungslehrer hat mir schliesslich den Beruf des Grafikers empfohlen. Mein Werdegang habe ich ihm zu verdanken.

Würden Sie diesen Beruf wieder wählen? Warum?

Definitiv ja! Ich habe meine Entscheidung nie bereut und könnte mir keinen anderen Beruf vorstellen.

Was ist der Unterschied zwischen selbstständig und angestellt sein?

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich als Angestellter in Agenturen und Kommunikationsfirmen meist nur Teilbereiche eines Projekts erarbeitet habe und oft keinen direkten Kontakt zu Kunden hatte. Als Selbstständiger, bzw. als Geschäftsinhaber hingegen bin ich für den gesamten Prozess verantwortlich. Ich stehe in direktem Austausch mit meinen Kunden und Partnerfirmen, koordiniere alle Abläufe selbst und suche gemeinsam mit ihnen nach den besten Lösungen. Das Engagement ist deutlich höher, da ich genau weiss, wofür ich arbeite.

Warum haben Sie sich für die Selbstständigkeit entschieden?

Die Selbstständigkeit ermöglicht mir, meinen Arbeitsalltag frei zu gestalten und eigenständig Entscheidungen zu treffen. Diese Flexibilität und unternehmerische Freiheit sind für mich unverzichtbar und ich möchte sie nicht mehr missen.

Im Jahr 2008 habe ich als klassische Grafikdesign-Agentur gestartet. Im Laufe der Jahre habe ich mich zunehmend auf den Aufbau von Markenidentitäten spezialisiert und mich als Branding-Agentur neu positioniert. Mein Interesse an Markenstrategien hat dabei eine zentrale Rolle gespielt, und dieses Wissen setze ich heute gezielt ein, um meinen Kunden täglich einen echten Mehrwert zu bieten. Genau das macht die Selbstständigkeit so spannend: die Möglichkeit, strategische Entscheidungen zu treffen und die eigene Firma kontinuierlich weiterzuentwickeln.